Pflanzenheilkunde

Die Pflanzenheilkunde ist die wohl älteste Heilkunde aller Kulturen der Erde. Schon die ganz frühen Menschen hatten vermutlich Kenntnis über das spezielle Linderungs- und Heilpotential der Pflanzen, die sie umgaben. Das ist auch nicht besonders mystisch oder verwunderlich, wenn man weiß, daß sich ja auch viele Tiere bei bestimmten Beschwerden ganz gezielt die passenden Pflanzen suchen, um sich mit ihrer Hilfe Linderung oder Heilung zu verschaffen.

Von verschiedenen Affenarten weiß man z.B., daß sie sich bei ganz spezifischen Beschwerden genau die Pflanzen in ihrer Umgebung suchen, die entsprechend Abhilfe schaffen. So fressen Berggorillas bei Parasitenbefall des Darmes die sehr bitteren Blätter einer ganz bestimmten Pflanze mit deutlich angewidertem Gesicht, aber trotzdem sehr langsam und sorgfältig, um den sehr viel unangenehmeren Wirkungen der Parasiten ein Ende zu setzen.

Von Pferden ist bekannt, daß sie eine besondere Vorliebe für Symphytum (Beinwell) haben und dieses ganz besonders begierig dann verschlingen, wo sie ihrer habhaft werden können, wenn es bei ihnen zu Problemen mit ihren Knochen, Gelenken oder Bändern gekommen ist.

Die moderne Pflanzenheilkunde bzw. Phytotherapie arbeitet in der Basis mit Rezepturen individuell erstellter Heil-Tees. Dazu kommen pflanzliche Tinkturen, Fluidextrakte u. Dillutionen, als auch sogenannte Urtinkturen, sowohl als Monopräparate als auch als Komplexmittel, sowie Pflanzen-Teeps, -Dragees, - Kapseln und -Tabletten. Alles was an medizinischen Darreichungsformen insgesammt bekannt ist, steht auch der Pflanzen- und Naturheilkunde im weitesten Sinne zur Verfügung. So natürlich auch Salben, Öle und Tinkturen mit Pflanzenauszügen für die verschiedenen äußerlichen Anwendungen, wie Einreibungen, Wickel und Auflagen aller Art.

Letztenendes ist die heutige Schulmedizin einmal aus der Naturheilkunde und im Wesentlichen eben aus der Pflanzenheilkunde hervorgegangen. Viele Präparate der Schulmedizin sind ja aus isolierten, einzelnen Inhaltsstoffen bestimmter für ihre besondere Wirkung bekannten Pflanzen chemisch synthetisiert. Am bekanntesten ist hier die Acetylsalicylsäure, die aus der für ihre schmerzlindernde Wirkung bekannten Weidenrinde isoliert und für die entsprechenden allgemein bekannten Präparate chemisch synthetisiert wurden und der dann als schmerzstillender Inhaltsstoff große Bekanntheit erlangte. Andere sehr bekannte, isolierte und synthetisierte Pflannzeninhaltsstoffe sind Digitalis aus der Digitalis Purpurea (Roter Fingerhut) und Atropin aus der Belladonna (Tollkirsche). Daraus entstehen dann u.a. künstliche Herz- und Schmerz- Präparate mit den bekannten Nebenwirkungen.

In der Phytotherapie setzt man daher die Pflanzen lieber als Ganzes ein, mit ihrem natürlichen Gesamtkomplex an Inhaltsstoffen, die dafür sorgen, daß man die Wirkungen ohne Nebenwirkungen hat. Alles ist lediglich eine Frage der Dosis. Eine Rezeptur von mehreren Pflanzen wird vom erfahrenen Phytotherapeuten so zusammengesetzt, daß die einzelnen Pflanzen sich gegenseitig unterstützen, verstärken oder, wo gewünscht, in bestimmten, im Moment nicht erwünschten Wirkungen auch dämpfen. Im Übrigen verfügt die Pflanzenheilkunde über hervorragende "Antibiotika", nur daß wir sie lieber Probiotika nennen. Das sind verschiedene Pflanzen, die über das Potential verfügen, außer gegen Bakterien, Pilze und Parasiten auch gegen Viren wirksam zu sein. Vorteilhafterweise wird hierbei das Immunsystem nicht geschwächt, sondern gleichzeitig unterstützt und, wo gewünscht, noch zusätzlich gestärkt.

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